Die Grenzgängerin – Teil 1 Die Stadt der Sünde

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Ursula sitzt im Zug nach Paris und starrt gedankenverloren aus dem Fenster. Paris wird ihr Leben verändern, da war sie sich sicher. Ganz sicher sogar. Und sie wird mit ihrem Namen beginnen. Ursula ist kein Name für Paris. Zuwenig französisch, zu profan – ohne Charme und ohne jegliche Fantasie. Und auch irgendwie zu altmodisch. Sie wird sich Ürsüle nennen, die französiche Form von Ursula. Ja, Ürsüle das klang nach Musik, nach vielversprechendem Abenteuer, nach verbotener Frucht. Paris. Die andere ewige Stadt. Allein schon deren Name lässt die Fantasie in alle Richtungen überborden. Fluctuat nec mergitur. Niemand und nichts kann dieser Stadt etwas anhaben. Sie würde immer strahlen. Paris, die Stadt der Träume. Die Stadt der Versuchung. Die Stadt, in der niemand ungeschoren davon kommt.

Sie fixiert das Pärchen ihr gegenüber. Die beiden sind schon etwas in die Jahre gekommen und machen nicht gerade den Eindruck, als könnten sie zur Entspannung ihrer aufgewühlten Seele beitragen. Obwohl, sowohl die Frau wie auch der Mann mustern Ürsüle, als hätten sie ihr etwas zu sagen. Kurz vor Paris lassen die leicht angegrauten Herrschaften die Katze aus demSack, beziehungsweise kommen auf den Hund zu sprechen. Ein Königspudel. Napoleon. Schwarz und durchtrainiert. Rüde in bestem Alter. Ganz im Gegensatz zu Monsieur. Verschämtes Kichern. Nichtsdestotrotz, sie wollen, dass der Hund gut versorgt wird. Rund um die Uhr. Es soll ihm an nichts fehlen. Vor allem nicht an Zuneigung. „En revanche“ ….und Ürsüle spürt unwillkürlich, wie sich ihre Bauchmuskeln zusammen ziehen. Sieversucht sich zu konzentrieren und schiebt die leicht versauten Bilder in ihrem Kopf beiseite. Und dann, dann geht „en revanche“ im Lärm der Gare du Nord komplett unter. Rue du Faubourg-Saint-Honoré. Eine Häuserzeile, die weiss was sie ihrem Eindruck schuldig ist. Gediegene Werte. Keine Skandale. Und wenn doch, dann nur für Eingeweihte. Rue du Faubourg-Saint-Honoré. In angenehmer Nähe zum Élysée-Palast.Sorgen sehen anders aus. Und um den täglichen Kleinkram kümmert sich das Personal. Noblesse oblige.

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Ürsüle wird das chambre d’amis zugewiesen. Eigentlich sind es zwei Zimmer; Bad und Ankleide noch nicht einmal dazu gerechnet. Hohe Räume, atemberaubende Stuckatur, gedämpfte Farben – und alles Ton in Ton. Sie legt sich auf das überdimensionierte Bett, schliesst die Augen und lässt die Welt um sich drehen. Wie auf Wolken. Weit weg, los gelöst von allem was war und nicht wirklich an der Zukunft interessiert. Sich treiben lassen und der Neugierde hingeben.Von Perspektiven träumen und den Augenblick geniessen. Ein Leben mit anderen Dimensionen. Während Ürsüle also jederzeit erwartet, dass ihr unvergleichliches Talent beansprucht wird, gibt sie sich der trägen Süsse hin und beschliesst, die Tage nicht näher zu hinterfragen. Die Zukunft konnte warten. Dann eröffnet ihr Madame, dass es nun Zeit sei, ihre Umgebung kennen zu lernen. Die Umgebung und die Nachbarschaft. Die Rue du Faubourg-Saint-Honoré ist eine enge Strasse, mindestens im Vergleich zur Avenue des Champs-Élysées. Sie scheint jedoch so eine Art Einkaufs-Eldorado zu sein; handverlesene Etablissements, aufgereiht wie seltene Perlen. Teuer. Exklusiv. Must have. Und überall wird Ürsüle vorgestellt.

Sotheby’s. Chopard. Christian Louboutin. Sonja Rykiel. Valentino. Chanel. Sie hat schon längst den Überblick verloren; ganz zu schweigen von diesem schummrigen Gefühl im Kopf. Champagner. Nicht immer der teuerste, und auch in klar bemessener Menge. Dennoch, der Rebsaft hat es in sich. Und es geht weiter so. Ermenegildo Zegna. Ferragamo. Yves St-Laurent. Boucheron. Kleiner Abstecher bei Hermès. Und auf dem Rückweg zur Ambassade de la Grande Bretagne. Afternoon tea mit belegten Brötchen. Spärlich zwar, aber vom Feinsten. Und dann noch ein Absackerchen auf den Weg. Amandine. Köstlich! Und original verpackt aus der Provence. Monsieur l’Ambassadeur „is very amused“ und starrt Ürsüle in faszinierter Fassungslosigkeit aufs Dekolleté. Er nennt sie „good girl“ und kichert als würde er von unsichtbaren Plaggeistern in die Lenden gepiekst.

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Drei Tage lang sind sie auf Tour. Ein Rausch an Farben und Düften. Ürsüle hat schon längst keinen Boden mehr unter den Füssen und taumelt sinnesbetrunken von Höflichkeitsbesuch zu Höflichkeitsbesuch. Am vierten Tag startet Madame ihr Vorher-/Nachher-Programm. Ürsüle wird umgestylt, neu eingekleidet und für die Society fit gemacht. Nichts ist zu teuer. Und nichts ist zu schade. Die wenigen Vorzüge die Ürsüle besitzt werden also meisterlich in Szene gesetzt und weder Zeit noch Mühe gespart, um die Drapierungen effektiv
erscheinen zu lassen.
Das Resultat ist dermassen verblüffend, dass selbst Ürsüle sich anfangs kaum wieder erkennt. Belle toute nue. Sie hätte sich auf der Stelle getraut, hätte man es von ihr verlangt. Die Einkaufstouren haben jedoch auch etwas Erschöpfendes. Nicht einfach Müdigkeit; vielmehr eine Art innere Sättigung. Als hätte sie sich über die Massen durch ein Schlemmerparadies geschmatzt. Sich verausgabt und über die Verhältnisse gelebt. Und nun muss sie ihre Sinne wieder einsammeln. Es ist wie ein Taumeln zwischen verschiedenen Welten. Und sie spürt wieder diese eigenartige Wärme zwischen ihren Schenkeln; dieses Ziehen und das Gefühl, komplett auszulaufen. So wie damals, als sie sich das erste mal ganz nackt so richtig vor dem Spiegel betrachtet hatte. Sie schliesst die Fenster. Paris ist aus dem nachmittäglichen Dämmerschlaf erwacht und macht sich gefasst auf die Stunden danach. Les heures de cinq- à-sept. Ürsüle liebt diese Stunden zwischen den Uhren; sie sind wie kleine Inseln im Nirgendwo.
Träges Dahinplätschern, gefangene Augenblicke im All der Zeit. Versonnen öffnet sie ihr Kleid und lässt es zu Boden fallen. Übrig bleiben noch Höschen und Büstenhalter. Ein hauchzarter Traum aus venezianischer Nadelspitze. Ihre Brustwarzen zeichnen sich deutlich ab und Ürsüle spürt, wie ihre schwellende Scham die Flügelchen in der Höschenmitte immer weiter ausdehnt, sodass sich die Spitze sachte nach innen rollt und die Schamlippen aussehen lässt, als seien sie je die Hälften eines frischen Brötchens.

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Ürsüle lässt sich aufgewühlt und irritiert in den Sessel fallen. Sie ist nicht sicher was geschehen wird, wenn sie sich nicht mehr beherrschen kann. Und noch weniger weiss sie, ob sie sich denn überhaupt beherrschen will. In diesem Augenblick geht die Türe auf. Leise, verhalten; beinahe zögerlich. Dann hört sie, wie jemand hinter den Sessel tritt. Ürsüle hält die Spannung kaum noch aus, doch sie verharrt ruhig in ihrem Sessel und wagt es nicht einmal richtig zu atmen.

 

Autor: Anber Basur

Model Photos: Colourbox.com

Weitere Teile gibt es hier: Die Grenzgängerin

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